Der Begriff Leukämie ist griechischen Ursprungs und besteht aus zwei Wortteilen: leukós (weiß) und haïma (Blut), weil bei der Krankheit die weißen Blutkörperchen eine wichtige Rolle spielen. Leukämie wird häufig auch Blutkrebs genannt und ist eigentlich ein Sammelbegriff für mehrere Krankheiten im blutbildenden System des Menschen. Diese haben alle eine Gemeinsamkeit, nämlich ein ungebremstes Wachstum von unreifen Blutkörperchen.
Als Erste beschrieben haben die Leukämie etwa zur gleichen Zeit in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Ärzte John Bennett, aus Schottland, und Rudolf Virchow, aus Berlin. Rudolf Virchow war es auch, der der Krankheit ihren Namen gab: Er hatte festgestellt, dass bei einem betroffenen Patienten eine ausgeprägte Vermehrung von weißen Blutkörperchen stattgefunden hatte.
Bei den verschiedenen Formen von Leukämie gibt es große Unterschiede in der Häufigkeit des Auftretens, den Ursachen, den Möglichkeiten zur Therapie und den Chancen auf Genesung. Leukämie beginnt immer in den Zellen des Knochenmarks.
In Deutschland handelt es sich bei etwa 2,4 Prozent aller Krebserkrankungen um Leukämie. Jedes Jahr erkranken etwa 12.600 Patienten an einer Form von Leukämie. Die Mehrzahl der Patienten, knapp 95 Prozent, sind Erwachsene, bei etwa fünf Prozent der Fälle handelt es sich somit um Kinder. Bei etwa einem Drittel liegt die chronische lymphatische Leukämie vor, bei etwa einem Viertel die akute myeloische Leukämie. Seltener kommt es zur Entstehung der chronischen myeloischen und der akuten lymphatischen Leukämie.
Sämtliche Zellen des Blutes, also die weißen Blutkörperchen, die roten Blutkörperchen und die Blutplättchen, haben eine gemeinsame Wurzel: Sie entstammen einer gemeinsamen Mutterzelle im Knochenmark. Dies ist die blutbildende Stammzelle. Die Zellen durchlaufen von hier aus verschiedene Stufen der Entwicklung. Auf jeder dieser Stufen kann die Zelle entarten, also zu einer bösartigen Krebszelle werden.
Wenn der Prozess der Reifung der weißen Blutkörperchen gestört ist, weil bestimmte Kontrollgene fehlgeschaltet sind, kann eine Leukämie entstehen. Dies bedeutet, dass keine voll entwickelten und funktionsfähigen weißen Blutkörperchen entstehen, sondern unausgereifte weiße Blutkörperchen. Diese sind meist nicht funktionstüchtig und neigen zudem dazu, sich schnell und ungebremst zu vermehren. Sie behindern und verdrängen die gesunde Blutbildung im Knochenmark. Dies hat zur Folge, dass gesunde weiße und rote Blutkörperchen und Blutplättchen nicht mehr in ausreichender Zahl hergestellt werden. Daher leiden Betroffene oft unter Anämie (Blutarmut), neigen verstärkt zu Infekten und einer erhöhten Blutungsgefahr. Bei Leukämie handelt sich um eine systemische Erkrankung, weil sie nicht auf ein bestimmtes Organ oder einen bestimmten Körperbereich begrenzt ist, sondern sich im gesamten Körper ausbreitet (bösartige Systemerkrankung).
Fedor Singer