Die chronische lymphatische Leukämie (CLL) ist die in Europa am weitesten verbreitete Leukämieform. Mit durchschnittlich 72 Jahren sind die Betroffenen meist ältere Patienten. Nur 25 Prozent der Patienten sind jünger als 65 Jahre. Die genauen Ursachen sind noch nicht erforscht.
Die Krankheit ist eine Krebserkrankung der Lymphozyten, also einer Teilgruppe der Leukozyten, der weißen Blutkörperchen. Dabei bestimmen spezielle Eiweißmoleküle auf der Oberfläche der Lymphozyten, ob es sich um B-Lymphozyten oder T-Lymphozyten handelt. Erstere reifen im Knochenmark, letztere im Thymus, einem Organ des lymphatischen Systems, das eine wichtige Rolle für das Immunsystem spielt.
Von der chronischen lymphatischen Leukämie betroffen sind die B-Lymphozyten. Dadurch können diese Zellen, die eigentlich eine wichtige Rolle im menschlichen Abwehrsystem spielen, keine eindringenden Krankheitserreger mehr vernichten. Stattdessen vermehren sie sich ungebremst und verdrängen die noch funktionstüchtigen B-Lymphozyten und andere Blutzellen. Es kommt also zu einem Mangel an weißen und roten Blutkörperchen sowie an Blutplättchen. Die Betroffenen neigen besonders häufig zu Infekten.
Eigentlich handelt es sich bei der chronischen lymphatischen Leukämie um ein malignes Lymphom, also eine bösartige Veränderung im Lymphgewebe (Lymphknoten, Leber, Milz) und manchmal auch des Knochenmarks. Man bezeichnet die chronische lymphatische Leukämie aber auch als Leukämie, weil die bösartigen Zellen immer wieder auch im Blut zu finden sind. Man spricht auch vom leukämischen Verlauf des Lymphoms.
Es gibt Lymphome, die weniger aggressiv sind (niedrig-maligne oder indolent) und es gibt solche, die sehr aggressiv sind (hochmaligne). Letztere sind die Non-Hodgkin-Lymphome. Die niedrig-malignen Lymphome haben einen langsamen Verlauf und können durch eine Therapie meist gut zurückgedrängt werden, auch wenn sie nicht heilbar sind. Die chronische lymphatische Leukämie ist ein solches, niedrig-malignes oder indolentes Lymphom.
Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie zeigen meist schmerzlose Vergrößerungen der Lymphknoten. Müdigkeit, Abgeschlagenheit und wiederholte Erkältungen können sich einstellen. Bei mehr als einem Drittel aller Leukämiediagnosen handelt es sich um die chronische lymphatische Leukämie. Frauen erkranken in der Regel etwas seltener als Männer.
Die Deutsche Leukämie- & Lymphom-Hilfe e. V. hat einen Ratgeber für Patienten und Angehörige herausgebracht.
Fedor Singer